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Samstag, 3. Mai 2014

Wie wird man Chef?

Ich stelle mir heute morgen die Frage, wie man Chef wird. Nachdem ich heute morgen wieder mal eine laaange Email von meiner Chefin bekommen habe.


Zur Geschichte. Da gab es dieses Projekt, auf das wir durch Zufall gestoßen sind. (Obwohl Zufälle gibt es ja nicht, auch Zufall in hebräisch rückwärts bedeutet, Gott hat es geformt). Naja, wir reden ja über Naturwissenschaft, also Zufall und nicht von Gott gemacht!!! Also durch Zufall sind wir auf dieses Projekt gestoßen und ich muss es nochmal sagen. So gute Ergebnisse, wie beim ersten Mal als wir das Phänomen gesehen hatten, hatte ich nie wieder. War es Anfängerglück oder na ihr wisst schon.

Egal, ich habe also angefangen, das Projekt zu bearbeiten. Als es dann schon ziemlich weit fortgeschritten war und ich an einer Stelle nicht mehr weiter wusste, und immer wieder mit meiner Chefin darüber reden wollte, hatte sie nie Zeit oder den Kopf frei, sich um mein Projekt zu kümmern. Naja, ihr Mann hatte Krebs und ich verstehe, dass sie andere Sorgen hatte, war aber trotzdem Scheiße.

Gut, nachdem sie wieder zurück war im Labor mit ihrer Anwesenheit und auch mit ihrem Kopf, hatte sie endlich Zeit, sich um mein Projekt zu kümmern, aber anstatt sich die Ergebnisse anzuschauen und zu überlegen, was noch gemacht werden müsse, sollte ich alles für die Publikation zusammenstellen, obwohl ich der Meinung war, dass das Projekt noch nicht fertig war. Nun gut, was der Boss sagt, wird gemacht. Ihre Entscheidung, ihre Verantwortung. Hat sie mir ja auch am Anfang mal gesagt, dass sie will, dass ich tue, was sie will, weil ihr Name auf dem Paper steht. Gut, dann soll es so sein!!!

Also, haben wir das Paper geschrieben mit eigentlich zwei unvollständigen Projekten zusammengeschmissen. Das hatte schon einmal funktioniert und ist ein ziemlich erfolgreiches Paper geworden mit über 400 downloads. Aber dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass es nicht funktionieren wird. Das heißt, eigentlich war ich überzeugt von meinem Projekt, aber irgendwie war es unvollständig. 

Ich wollte all die Ergebnisse eigentlich für zwei Papers vorbereiten. Das war von Anfang an meine Idee gewesen, so sah ich die Ergebnisse, es waren eindeutig zwei Projekte. Ich hatte sogar alles für zwei Publikationen vorbereitet. Nein, meine Chefin wollte alles zusammen haben. Wie gesagt, was sie will, wird so gemacht.

Nun wurde es schon das dritte Mal abgelehnt und jedes Mal werden die Reviewer's Comments schlimmer. Eigentlich um genau zu sein, wurde es das erste Mal nicht abgelehnt, sondern hätte resubmitted werden können,(das war sogar ein ziemlich gutes Journal ATVB impact factor 5 irgendwas) aber meine Chefin wollte nicht, weil sie Angst hatte, die Zeit würde nicht ausreichen. Also wurde es neu versendet and ein Journal, was ablehnt oder akzeptiert ohne Experimente. Dass das nicht angenommen werden würde, war klar. Und es gibt noch ein anderes Problem, es muss ein Journal sein, was keine Publikationsgebühren erhebt. Also sind wir ganz schön limitiert. Gut, Biochemical Journal hatte es abgelehnt. Also, umgeschrieben (das heißt hauptsächlich die Referenzen umgeschrieben, weil wir fügen ja Referenzen auch nicht mit Endnote ein, nein wir fügen sie mit Word mit der Referenzfunktion ein, machen copy paste von Pubmed und ändern die Referenzen dann so wie das Journal sie haben will mit der Hand - ich werde irre!!!!!) und neu verschickt an Journal of Lipid Research. Dahin wollte ich es von Anfang an, aber die nehmen neuerdings Gebühren, so war das nicht in der engeren Auswahl. Jetzt hat sie aber noch Geld aufgetrieben, weil unser Medizinstudent kein Student mehr ist sondern Intern und keine Zeit mehr hat neben dem Krankenhaus noch im Labor zu arbeiten und deshalb aufgehört hat.

So weit so gut, das Journal of Lipids hat es auch abgelehnt und die Reviewer's Comments waren am schlimmsten. Also brachte ich meine ursprüngliche Idee wieder an, das Paper zu splitten und uns auf die in vitro Daten zu fokussieren und die Mäuse nur als Bestätigung des Effekts zu zeigen. Sie war einverstanden mit der Bemerkung, dass sie die Sachen einfach nur noch publiziert haben will.

Okay, also habe ich alles umgeschrieben, gekürzt und neu formuliert und ihr geschickt. Bekomme ich heute morgen eine Email von ihr, wo sie mir mitteilt, dass sie immer dachte, ich sei besser, sich auf eine Sache zu fokussieren!!!!!!!!!!!!!!!! Bitte?????????????? Als ob ich irgendetwas zu sagen gehabt hätte in diesem ganzen Prozess. Die Dinge wurden immer alle so gemacht, wie sie sie wollte und wenn das nicht funktioniert, dann bekomme ich die Schuld dafür? Bitte versteht mich nicht falsch, sie ist echt die netteste Chefin, die es gibt und in keinem Labor war ich so erfolgreich wie bei ihr, aber das regt mich schon auf. Muss man eigentlich inkonsistent sein, um Chef zu sein (alle vorigen Chefs hatten die gleiche Eigenschaft, Inkonsistenz, d.h. jedesmal wenn man mit ihren sprach, wollten sie was anderes und das Alte galt nicht mehr. Das ist doch kein Plan!!!! Das ist kein fokussiertes Arbeiten!!! Das ist Bullshit!!! Muss man seine eigenen Fehler vergessen und die Schuld auf andere schieben? Muss man an seine eigene Unfehlbarkeit uneingeschränkt glauben, um erfolgreich zu sein???

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