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Sonntag, 2. März 2014

Immer auf der Flucht

Immer bin ich auf der Flucht. Egal, was ich mache. Egal, was passiert. Ich laufe erstmal weg. Entweder weil ich Angst habe, verletzt zu werden oder weil ich Angst habe, jemanden zu verletzen und dann wieder verletzt zu werden oder weil ich mit der Situation nicht umgehen kann.

Als ich zum Beispiel vor einigen Monaten, es war noch vor dem Winter Yossi traf, war ich so aufgeregt, dass ich nicht mehr sprechen konnte, dass ich mich so komisch benahm, dass er denken musste, ich sei nicht normal oder zumindest überhaupt nicht interessiert an ihm. Und als ich ihn traf, schon alleine als ich ihn sah, war ich in einer anderen Welt. Ich wusste, wenn ich nicht aufpassen würde, würde er mir das Herz brechen so wie Yoram damals. Als er meine Hand nahm, war ich wie elektrisiert. Und ich merkte, wie ich innerlich weglief und nur damit beschäftigt war zu denken: Verlieb dich nicht, verlieb dich nicht, verlieb dich nicht!!! Das endete dann auch damit, dass er dachte, ich sei nicht an ihm interessiert oder vielleicht dachte er auch, ich sei uninteressant und langweilig, total unnatürlich und vielleicht auch ein bisschen blöd. Ich war überhaupt nicht ich selbst. Ich konnte nicht sprechen, ich konnte nicht denken, ich konnte nur stumm neben ihm sitzen und mich benehmen als sei ich 12 und hätte einen IQ wie ein Brot.

Als ich vor zwei Tagen Daniel traf, fühlte ich mich wohl mit ihm. Schon am Telefon hatten wir dieses Gefühl des Vertrautseins, des Miteinander Sprechens ohne Angst etwas Falsches zu sagen. Das Gespräch floß dahin ohne Probleme. Wir waren auf einer Wellenlänge, ein leichtes unbekümmertes Miteinander. Aber bei mir regte sich nichts, nichts Elektrisierendes. Er wollte gleich am nächsten Tag mit mir einen Ausflug in die Wüste machen. Das musste ich erstmal ignorieren. Das war mir viel zu schnell. Als er meine Hand nahm als wir zum Auto gingen, war mir das eher unangenehm. Später rief er mich an, weil seine Mutter mit mir reden wollte. Das war mir noch unangenehmer. Aber erstmal dazu, warum seine Mutter überhaupt mit mir reden wollte. Ich hatte ihm davon erzählt, dass ich einen neuen Job brauchte und seine Mutter arbeitete in Nahariyya in irgendeinem Krankenhaus für irgendeinen Ärztin, die auch ein Labor hatte. Ich meine, es ist ja nett, mir zu helfen, aber das geht mir auch zu schnell und ich fühle mich verpflichtet und dass ich das Gefühl habe, er wäre schon in mich verknallt, aktiviert all meine "Weglaufgene". Weil ich ihn nicht verletzen will. Weil ich nicht will, wenn ich anfange, mich für ihn zu interessieren, dass er dann wegläuft, und ich wieder verletzt werde. Also laufe ich wieder weg.

So ist das eigentlich immer mit meinen Dates. Die meisten Dates will ich nicht nochmal sehen. Dann gibt es die Dates, die sind elektrisierend. Das kommt vielleicht einmal in fünf Jahren vor. Dann laufe ich einfach mal weg, weil ich es nicht verhindern könnte, mich zu verlieben und weil ich eine Riesenangst davor habe, verletzt zu werden und es noch nicht wieder schaffe, nochmal so verletzt zu werden wie damals bei Yoram und vier Jahre von Kfir. Das sitzt noch tief. Das ist nur deswegen blöd, weil ich mich schon gerne wieder verlieben würde, aber vielleicht besser nicht Hals über Kopf. 
Dann gibt es die Dates mit den guten Männern, mit denen ich mich verstehe, mit denen ich Spass habe zu reden, weil sie interessant sind und mit mir auf einer Wellenlänge sind. Das sind die Männer, vor denen ich keine Angst habe, weil ich mich nicht in sie verlieben kann. Das ist wohl so, die interessanten Gespräche hat man mit denen, in die man sich nicht verliebt. Von denen laufe ich auch weg, weil ich nicht will, dass die sich in mich verlieben. Denn dann habe ich ein Problem, das Problem, dass ich jemanden verletzen muss. Und das will ich nicht.

Ich denke gerade, nur weil ich mich immer gleich verliebe, wenn ich mich verliebe, heißt das nicht, dass das die Anderen auch so machen. Und wenn er mir anbietet, meinen Lebenslauf umherzuschicken ohne dass ich ihn gefragt habe, dann bin ich ihm zu nichts verpflichtet. Er macht das, weil er das machen will und ich muss dafür nicht bezahlen. Ich will aber nicht mit ihm spielen, also muss ich ihm die Wahrheit sagen beim nächsten Mal, wenn wir uns treffen sollten. Und nicht mehr weglaufen entweder vor der Liebe oder vor unangehmen Gesprächen. Weglaufen ist keine Lösung und weglaufen ist stille Ablehnung und habe ich nicht mal gesagt, die sei viel schlimmer als die direkte Ablehnung?

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