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About Shoes and Men and the imperfect Perfections

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Samstag, 15. Februar 2014

Samstagmorgenlangeweile

Draußen regnet es in Strömen und natürlich hatte ich gestern Wäsche gewaschen, die jetzt draußen vor sich hin nicht trocknet. Das Gewitter in der Nacht war so heftig, dass man dachte, die Welt würde untergehen und vielleicht tut sie es ja auch für einen kurzen Augenblick. 

Beim Durchsehen meiner alten Emails entdeckte ich, dass ich meiner einen Freundin aus Deutschland lange nicht geantwortet hatte und dachte mir, ich müsse mit ihr meinen emotionalen Schwall der letzten Wochen teilen.

"Ich war echt im emotionalen Stress. Du weißt ja, Ende August wird meine Zeit hier in Israel zu Ende gehen und lange hatte ich das auch gedacht und wusste nicht, wie alles weitergehen soll. Versuchte mich mit dem Unausweichlichem anzufreunden und wurde immer trauriger. Was wirklich komisches seitdem sich diese Krähe auf meinen Kopf gesetzt hat, hat sich mein ganzes inneres Leben verändert als hätte sie mir all meinen Scheiß aus dem Kopf geholt oder mir mich selbst in den Kopf gepflanzt. Ich kann es nicht erklären. Auf jeden Fall fühle ich mich gut, so als hätte ich mich endlich selbst gefunden. Natürlich noch nicht komplett, aber schon ziemlich nah am Ziel. Gut bevor ich weiter schwafele, hatte mein ganzes Leben und meinen Aufenthalt in Israel davon abhängig gemacht, einen Typen zu finden, der es mir ermöglichen würde zu bleiben. Aber wie jeder weiß, war ich damit nicht sehr erfolgreich und würde es garantiert nicht mehr in den nächsten sieben Monaten sein. Dann kam die Krähe und ein Freund, der rausfand, dass man nach 5 Jahren Aufenthalt permanent residency oder auch Staatsbürgerschaft beantragen kann. Da wusste ich, dass ich keinen Typen brauche und eigentlich auch nicht abhängig sein will. 

Dann passierte das nächste Ungewöhnliche. Man hat in Haifa eine neue Buslinie eingerichtet. Und seit Anfang des Jahres muss man dafür bezahlen und damit die Leute mit dem neuen System klar kommen, standen an den Haltestellen Studenten rum, die den Leuten halfen. Eines Morgens fuhr ich mit dem Bus eine Station weiter, weil ich zu faul war zu laufen und lieber umsteigen wollte, um drei Schritte weniger zu gehen. Und da war dieser junge arabische Student an der Haltestelle, der mich anmachte und nach meiner Telefonnummer fragte. Glücklicherweise kam da mein Bus und er konnte die Nummer nicht richtig eintippen. Ich vergaß ihn dann, ich war auch nicht wirklich interessiert. Und dann vor zwei oder oder drei Wochen fuhr ich zu einem Supermarkt in einem anderen Stadtteil und plötzlich lief mir jemand hinterher und sagte "shalom" und fragte mich, ob ich mich erinnern könne, was ich nicht konnte. Er meinte dann: "Metronit (das ist der neue Bus), Haltestelle, vor einigen Wochen." Und dann erinnerte ich mich. Er sah schon gut aus, aber ich war nicht interessiert, an einem Araber nicht und schon gar nicht an einem sooo jungen. Aber als er mir erzählte, er würde Jura studieren, dachte ich mir, das war vielleicht ein Wink des Schicksals. Vielleicht kann er mir ja helfen. Und gedacht und in die Tat umgesetzt. Obwohl ich nicht interessiert war, hatte ich mich mit ihm getroffen. Und ich muss sagen, ich hatte noch nie ein Date mit einem so intelligenten und noch dazu sooooooooooo gut aussehenden Mann gehabt, er könnte ein Model sein. Und davon abgesehen, habe ich ihm von meiner Situation erzählt und nachdem er mir erstmal sagte, er hätte keine Ahnung und auch keine Zeit und würde auch niemanden kennen, der sich mit Visaangelegenheiten beschäftigt, hat er mir doch überraschenderweise einen Anwalt gesucht und gefunden. Bei dem habe ich morgen einen Termin und seitdem bin ich ruhiger, weil ich weiß, dass sich um meine Angelegenheit gekümmert wird. Ich hoffe nur, dass der nicht so teuer ist.

Du musst zugeben, dass kann doch alles kein Zufall sein, oder? Ich möchte so gerne zur Ruhe kommen und mich irgendwo einrichten mit einem Job und einem stetigen Einkommen und einem Zuhause.  Und anfangen, mein Leben zu genießen. Verstehst Du, was ich meine?"

Meine andere Freundin aus Haifa will mit mir zum Meer runterlaufen, das sind so 5 km, aber es regnet in Strömen und es gibt heftige Gewitter. Sie ist ein bisschen verrückt heute oder vielleicht hält sie es zu Hause nicht aus. Sie lebt mit ihren Eltern zusammen, sie hat drei Kinder, keine Ausbildung und einen Ehemann, der sich um nichts etwas schert, vor einigen Jahren eine Affäre hatte und nie zu Hause ist. Eigentlich bin ich froh, nicht in so einer Situation zu sein. Ich bin doch soviel besser dran, ich kann tun und lassen, was ich will. Ich stecke nicht fest in einer Situation aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Und ich kann 26jährige daten. Einfach so aus Spaß, einfach weil ich es kann. Warum ich das immer wieder zu mir sage wie ein Mantra, weil ich es noch nicht wirklich tausendprozentig leben kann, mit meinem ganzen Herzen. Das heißt, es ist noch nicht wirklich MEINE Lebenseinstellung, aber es fühlt sich wie eine gute Lebenseinstellung an und es fühlt sich auch so an als könnte es meine Lebenseinstellung sein. Ich muss nur noch lernen diese auch zu leben.

Und jetzt gehe ich duschen, meine Freundin lässt sich nicht davon abbringen, im Gewitter und Weltuntergangsregen ans Meer zu laufen. Obwohl das Meer ist bestimmt wunderschön bei diesem Wetter.

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