Kennt Ihr diese Tage, an denen man das Gefühl die Welt gehöre einem, nichts kann einen erschüttern und alles gelingt, wenigstens dem Gefühl nach. Ich liebe diese Tage. Leider gibt es sie zu selten und ich erinnere mich an fast jeden dieser Tage, weil sie so selten und was ganz Besonderes sind. Ich nenne diese Tage die Vampirtage, weil ich mich fühle wie ein Vampir.
Vampire kennt man ja. Sie sind starke, mächtige Wesen, die nichts umhauen kann, denen alles gelingt und die nichts dafür brauchen, um so stark und mächtig zu sein. Und seit Twilight wissen wir auch, dass sie nicht im Dunkeln leben müssen, dass jeder eine ganz besondere Fähigkeit besitzt und dass sie keine Menschen töten und dass sie unendlich lieben können, für immer bis in alle Ewigkeit. Es scheint toll zu sein, ein Vampir zu sein.
An manchen Tagen fühle ich mich auch so. Ich brauche nichts dafür, um mich so zu fühlen, ich wache einfach morgens so auf und gehe mit diesem Gefühl durch den ganzen Tag. Stark, unerschütterlich, intelligent, klar denkend, schnell denkend, unempfindlich, schön, fehlerfrei, d.h. nicht, dass ich an solchen Tagen keine Fehler machen würde, aber was soll's, das gehört dazu. Komischerweise haben diese Tage auch mit Blut zu tun. Nachdem ich unter PMS und ganz schlimm BMS (beginning menstrual syndrome) gelitten habe, folgt der Vampirtag.
Jetzt wo ich älter bin und mich jeden Monat freue, doch noch nicht so weit zu sein, nehme ich die Veränderungen in meinem Körper und damit verbunden in meinem Geist ganz bewusst wahr und es ist interessant, wie sich mein Zustand aufgrund meiner Hormone in meinem Körper verändert. Gott sei Dank spielen meine Hormone immer noch verrückt. Danke, danke, danke!!!!! Lass sie bitte auch noch lange verrückt spielen. Für eine Weile sah es nämlich so aus, als würde es dem Ende zugehen mit diesen Vampirtagen, die auf die Tage der Depression folgen. Jede Sekunde eines Vampirtages ist es wert, die Depressionstage zu erleben. Man zahlt ja immer einen Preis im Leben, für alles. Nichts gibt es umsonst. Und Vampirtage gibt es nur mit vorangegangenen Depressionstagen. Aber was soll's. Es sind gute Tage, und ich bin dankbar, dass ich sie erleben darf und dass ich sie jetzt bewusst erleben darf. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass ich mal dankbar für körperliches Unwohlsein sein würde, der Preis für die Vampirtage.
Habe gerade gelesen: Abundance is in large part an attitude! Dem kann ich nur zustimmen. An Vampirtagen habe ich nämlich diese Attitüde, alles zu haben, alles zu können, alles zu besitzen vor allem die Welt. Und das ist nur in meinem Kopf, nicht in der Wirklichkeit. Oder doch schon vielleicht in meiner Wirklichkeit. Wirklichkeit ist ja sowieso auch nur eine Attitüde. Es gibt keine Realität, keine Wirklichkeit, es gibt nur Wahrnehmungen, Attitüden, Einstellungen, Bilder im Kopf, manchmal Science Fiction im Kopf. Der Unterschied ist nur, dass es an Vampirtagen keine negativen Wahrnehmungen gibt, nur positive. Und das macht diese Tage zu ganz besonderen Tagen. Ich versuche dieses Gefühl, länger fest zu halten, in andere Tage hinüber zu retten und manchmal gelingt es mir auch. Bis dann die Tage der Depression wieder übernehmen, um mich auf den nächsten Vampirtag vorzubereiten.
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